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Die Wahlsysteme

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Die Verhältniswahl (Proporz)

Seit der Einführung der Parteien dominierte die Forderung nach einem
Proporzwahlsystem die Auseinandersetzung zwischen den Parteien im Landtag. Jeweils die Minderheitspartei verlangte den Proporz, die Mehrheitspartei bekämpfte ihn.
Das Proporzwahlsystem geht davon aus, dass nicht einzelne Abgeordnete für die Politik entscheidend sind, sondern politische Parteien und ihre Programme. Die Mandate werden im Verhältnis zu den erhaltenen Parteistimmen auf die Parteien verteilt. 

Bei der Verhältniswahl kommt es nicht allein auf die Mehrheit (Majorz) an, sondern auf das Verhältnis (Proporz) der Stimmenanzahl der einzelnen Bewerber oder Parteien untereinander. Ein grosser Vorteil dieses Wahlsystems besteht darin, dass die Stimmen kleinerer Parteien, die ebenfalls durch ihr Wahlprogramm Stimmen von Wahlberechtigten erhalten haben, nicht verloren gehen und im Parlament vertreten sind.

Wahlzahl für die Verteilung der Mandate Die Zahl der Stimmen, die notwendig sind, um ein Mandat (einen Sitz im Parlament) zu erhalten, nennt man die Wahlzahl oder Wahlquotient. Jede Partei, die allerdings die vorgeschriebene Sperrklausel (Prozenthürde) und die Wahlzahl stimmenmässig nicht geschafft hat, scheidet auch bei diesem System von der Mandatsverteilung aus.
Beim Proporzwahlverfahren wird ermittelt, wie viele Mandate einer Partei zufallen. Im Wesentlichen haben sich zwei VerhäItniswahlsysteme für die Zuteilung der Mandate bewährt und werden in vielen Staaten angewendet: 

Verhältniswahl nach Viktor d'Hondt
Nach dem System des Belgiers Viktor d'Hondt werden die Stimmen der einzelnen Parteien durch eins, zwei, drei usw. dividiert; auf das jeweils höchste Divisionsergebnis wird ein Mandat verteilt, bis alle möglichen Mandate vergeben sind. Dieses System wird vor allem in der Bundesrepublik Deutschland angewandt.

Beispiel: 
Bei einer Wahl sind vier Parteien angetreten und haben sich um die 10 Mandate im Wahlbezirk beworben.  

Das Wahlergebnis: Partei A  90000 Stimmen,  Partei B  66000 Stimmen, Partei C  24000 Stimmen.  Die Partei D kann an der Verteilung der Mandate nicht teilnehmen, weil sie mit 15000 Stimmen die Prozenthürde von 8%  knapp nicht erreicht hat. 

Divisor Partei A  Partei B  Partei C
 :1  90000 (1)  66000 (2)  24000 (6)
 :2  45000 (3)  33000 (4)  12000
 :3  30000 (5)  22000 (8)  8000
 :4  22500 (7)  16500 (10)  6000
 :5  18000 (9)  13500  4800

Wahlergebnis: Nach dem Verteilungssystem von Viktor d'Hondt werden die 10 Mandate folgendermassen vergeben:
Partei A: 5 Mandate; Partei B: 4 Mandate; Partei C: 1 Mandat

Verhältniswahl nach Thomas Hare Eine andere Verteilungsmethode der Mandate erfand der Engländer Thomas Hare. Dabei dividiert man die Gesamtzahl der Stimmen durch die Zahl der Mandate, die verteilt werden sollen; damit erhält man die Wahlzahl oder den Wahlquotient. Die Stimmen jeder Partei werden nun durch diese Wahlzahl geteilt. Das Ergebnis ist die Anzahl der Mandate, die jeder Partei zufallen. Wenn noch Mandate übrig bleiben, werden sie an die Parteien mit den grössten Reststimmenanteilen nach der relativen Mehrheit vergeben.
Dieses Proporzwahlrecht bildet die Grundlage für die Wahl der Parlamente in Österreich und Italien.

Beispiel:
Das Wahlergebnis: Partei A  90000 Stimmen,  Partei B  66000 Stimmen, Partei C  24000 Stimmen. 
Da die Partei D die 8%-Hürde nicht erreicht hat, werden ihre 15000 Stimmen vom Gesamtergebnis für die Errechnung der Wahlzahl abgezogen.:

Wahlzahl (Wahlquotient):      180000: 10 = 18000 (Wahlzahl)
Partei A:  90000 : 18000 = 5       Rest: 0
Partei B:  66000 : 18000 = 3+1   Rest: 12000
Partei C:  24000 : 18000 = 1       Rest:   6000

Das Wahlzahl-Methode von Thomas Hare verteilt die 10 Mandate folgendermassen::
Partei A: 5 Mandate; Partei B: 4 Mandate; Partei C: 1 Mandat;

Aus diesen Varianten der Verhältniswahl setzt sich der liechtensteinische Wahlmodus - mit entsprechnden Abänderungen - zusammen. Das Modell von Thomas Hare wird in abgeänderter Form für die Verteilung der Mandate angewendet, nach dem System von Viktor d'Hondt werden die Restmandate verteilt.