Staatsanschauungen im Wandel der Jahrhunderte
Die Zeit nach 1945
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, am 25. April 1945, wurden in San Francisco die Vereinten Nationen (United Nations = UN) gegründet.
Die UN waren aus ähnlichen Überlegungen der Friedenssicherung heraus entstanden wie der Völkerbund; sie sollten aber mehr politischen Handlungsspielraum haben als jener.
Ziele der Vereinten Nationen Kurzgefasst lassen sich die Hauptziele der Vereinten Nationen so darstellen:
- den Weltfrieden wahren
- freundschaftliche Beziehungen zwischen den Nationen entwickeln
- die internationale Zusammenarbeit fördern und sich für die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen.
Das wichtigste Organ der UN ist der Sicherheitsrat, bestehend aus 15 Mitgliedern. China, Frankreich, die Sowjetunion (ab 1991 Russland), England und die USA sind ständige Mitglieder; die übrigen Mitglieder werden von der UN-Vollversammlung alle zwei Jahre gewählt.
Die Grossmächte sichern sich durch Blockbildung ihre Einflusssphären
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gaben die europäischen Staaten ihre weltpolitische Bedeutung an die USA und die UdSSR ab. Zwischen den beiden Supermächten kam es zu Blockbildungen, wobei die USA immer mehr die Rolle der «Schutzmacht des freien Westens» übernahm, während sich die Sowjetunion Einfluss in Ostmitteleuropa verschaffte und Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die DDR in sowjetische Satellitenstaaten umwandelte.
Während bereits die wirtschaftlichen Bedürfnisse zu einer Blockbildung beitrugen, verstärkte sich diese Polarisierung noch durch die Gründung der NATO (North Atlantic Treaty Organization = Nord Atlantik-Pakt, ein westliches Militär- und Sicherheitsbündnis, 1949 geschlossen) und des Warschauer Paktes (Militärbündnis kommunistischer Ostblockstaaten, 1955-91).
Weltfrieden statt Konfrontation Etwa seit 1955, als die beiden Blöcke ein atomares Gleichgewicht (Gleichgewicht des Schreckens) besassen, wandelte sich - im Interesse des Weltfriedens - die Politik des Kalten Krieges zu einer Politik der friedlichen Koexistenz.
Während im Verhältnis zwischen den USA und der Sowjetunion seit der Beilegung der Kuba-Krise 1962 eine Beruhigung eintrat, verstärkten sich die Spannungen zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China, die schliesslich zum Bruch zwischen den beiden asiatischen Grossmächten führten (1963). Der Konflikt war durch die unterschiedlichen Auffassungen der kommunistischen Idee und durch den Anspruch Chinas entstanden, Führungsmacht des Kommunismus zu sein.
Trotz immer wieder aufflackernder Krisen zwischen den beiden Blöcken (Korea-Krieg 1950-53; Berlin-Krise 1961; Kuba-Krise 1962) entspannte sich das Verhältnis der beiden Supermächte im Verlaufe der 60er Jahre zusehends.
Es folgten 1963 das Moskauer Abkommen über ein Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre und unter Wasser und der Atomsperrvertrag von 1968.
Die SALT-Gespräche (SALT = Strategic Arms Limitation Talks, d. h. Gespräche über die Begrenzung strategischer Waffen) der 70er Jahre liessen eine gewisse Bereitschaft der Supermächte erkennen, den nuklearen Rüstungswettkampf zu begrenzen.
Die Auflösung des Ostblocks beginntVon weit reichender Bedeutung aber war die politische Öffnung der Sowjetunion für die mittel- und osteuropäischen Staaten:
Ungarns Kommunisten verzichteten im Februar 1989 als erste in Mittel- und Osteuropa auf ihre führende Stellung in Staat und Gesellschaft und ermöglichten dadurch die Einführung eines Mehrparteiensystems.
In Polen wählte das Parlament am 12. 9. 1989 ein neues Kabinett mit dem ersten nichtkommunistischen Regierungschef seit Kriegsende an der Spitze. Am 30. 12. 1989 wurde die «Volksrepublik Polen» in Republik Polen umbenannt und der Führungsanspruch der Kommunistischen Partei aus der Verfassung gestrichen.
In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) fand die entscheidende Demonstration gegen die kommunistische Staats- und Parteiführung am 9. Oktober 1989 in Leipzig statt. Das Regime wurde gestürzt.
Massendemonstrationen und ein Generalstreik in Prag und vielen Städten der Tschechoslowakei brachten innerhalb von nur zehn Tagen das alte System zum Einsturz.
Bulgariens Weg in die Demokratie begann am 10. November 1989 mit der Absetzung des Staats- und Parteichefs.
Die Welle der Bürgerproteste in Osteuropa erfasste am 16. Dezember 1989 auch Rumänien. Ein Volksaufstand führte schliesslich zum Sturz und zur Hinrichtung des Diktator-Ehepaares.