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Liechtenstein und seine Nachbarn

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Liechtenstein und seine Nachbarn

Liechtenstein und seine Nachbarn

Die Beziehungen zu Österreich bis 1919

Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preussen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. (Wappen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von 1867 - 1918)
Der Deutsche Bund wurde 1815 auf dem Wiener Kongress gegründet und war ein Staatenbund von souveränen Fürsten und freien Städten. Auf europäischer Ebene sollte der Bund für Ruhe und Gleichgewicht sorgen, doch der Bund zerbrach an den unterschiedlichen Interessen der Grossmächte.

Der Deutsche Bund, dem Liechtenstein als Mitglied angehörte, war seit seiner Gründung 1815 in seinem inneren Frieden bedroht: Der Kampf der beiden Grossmächte Preussen und Österreich um die Vorherrschaft in Europa gipfelte im deutsch-österreichischen Krieg von 1866, aus dem Österreich schliesslich als Verlierer hervorging. Zunächst gelang es Preussen, den verhassten Rivalen wirtschaftlich zu isolieren. Die Staaten des Deutschen Bundes hielten für Österreich die Schranken geschlossen. Auch Liechtenstein befand sich dadurch in einer wirtschaftlich prekären Lage: Geographisch und politisch an den Rand des Deutschen Bundes gedrängt, gab es für das Land keine Möglichkeiten, Handel und Wirtschaft auszuweiten.
 
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch Donaumonarchie, war ein Vielvölkerstaat, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand.
Zollvertrag mit Österreich 1852 In dieser Krise machte sich die Herkunft der Fürsten von Liechtenstein und die gemeinsame Grenze mit dem grossen Nachbarn Österreich bezahlt: Die liechtensteinische Politik ermöglichte am 5. Juni 1852 den Abschluss eines Zollvertrags mit Österreich. Damit war Liechtensteins handelspolitische Isolation beendet; eine Phase der wirtschaftlichen und aussenpolitischen Neuorientierung konnte beginnen. Der österreichisch-liechtensteinische Zollvertrag liess Liechtenstein die Freiheit, Verträge unmittelbar mit Drittstaaten abzuschliessen. In erster Linie waren die aussenpolitischen Beziehungen Liechtensteins zwar auf den Partner Österreich ausgerichtet; immer mehr wurde aber auch eine Annäherung an die Schweiz gesucht, was sich in verschiedenen Abkommen mit der Eidgenossenschaft niederschlug, z. B. im Freizügigkeitsabkommen von 1838 (dem ersten Vertrag mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft).

Auflösung des Deutschen Bundes Die Niederlage Österreichs im Krieg von 1866 besiegelte das Schicksal des Deutschen Bundes: Er wurde aufgelöst. Liechtenstein erreichte damit seine volle Souveränität, verliess sich aber auch weiterhin auf den grossen Nachbarn Österreich. Denn solange die Donaumonarchie Grossmacht war, konnte sich Liechtenstein sicher fühlen. Der Untergang der Doppelmonarchie Österreich- Ungarn 1918 bedeutete für Liechtenstein ein wirtschaftliches Chaos: Die Entwertung der österreichischen Kronenwährung – offizielles Zahlungsmittel in Liechtenstein seit dem Zollvertrag von 1852 – liess die wichtigsten liechtensteinischen Einkommensquellen (Tourismus, neu entstandene Industrie und Gewerbebetriebe, Zolleinnahmen) versiegen.
 
Vereinbarung über das Postwesen zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Von diesem Zeitpunkt an wurden so genannte Aushilfsmarken, die mit der ursprünglichen Wertangabe «10 Heller» versehen waren, mit der Schweizer Währung «2 Rappen» überdruckt. (1.2.1921)
Folgen des Ersten Weltkrieges Am 2. August 1919 erfolgte die Kündigung des Zollvertrages mit Österreich. Damit wurde das Fürstentum Liechtenstein handels- und währungspolitisch zum Zollausland. Die Suche nach einem wirtschaftlich starken und zuverlässigen Partner war zu diesem Zeitpunkt für Liechtenstein überlebenswichtig.