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Staatsanschauungen im Wandel der Jahrhunderte

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Staatsanschauungen im Wandel der Jahrhunderte

Staatsanschauungen im Wandel der Jahrhunderte

Das Zeitalter des Bürgertums

Das von Karl Marx (1818 - 1883) veröffentlichte 'Manifest der Kommunistischen Partei' von 1848, schliesst mit den Worten: «Die Kommunisten verschmähen es, ihre Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnungen. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben in ihr nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!»
Das Bürgertum hatte mit der Französischen Revolution in Europa an Selbstbewusstsein gewonnen. Im Zuge der aufkommenden Industrialisierung entstand eine neue Gesellschaftsschicht: das Proletariat.

Nie zuvor hatte sich das Bürgertum in Europa für politische Belange so stark gemacht wie im 19. Jahrhundert. Das lag zunächst an den Erfahrungen, welche es durch die Französische Revolution gemacht hatte, zum anderen aber auch in einem Reifungsprozess, durch welchen der ehemals rechtlose Dritte Stand seinen gesellschaftlichen Wert und damit seine politische Bedeutung erfahren hatte. Man nennt das Liberalismus und versteht darunter die bürgerliche Freiheitsbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts.
 
Seit der Französischen Revolution von 1789 waren alle bürgerlichen Schichten in allen europäischen Ländern von nationalen Gedanken und dem Wunsch nach einem demokratischen Staatswesen durchdrungen. Das neu gewonnene bürgerliche Selbstbewusstsein drückte sich 1830 zunächst in einem Aufstand in Paris aus und, wiederum von Paris ausgehend, in der Revolution von 1848, welche ganz Mitteleuropa erfasste. 


«Proletarier aller Länder vereinigt euch!»Der ehemals so benachteiligte Dritte Stand, das Bürgertum, hatte sich zu einer politisch bedeutsamen Kraft entwickelt. Daneben aber gab es seit der Industriellen Revolution einen «vierten Stand», der ausser seiner Arbeitskraft nichts besass: das Proletariat, die Arbeiterschaft.
An der Lösung der «Arbeiterfrage», die zunächst eine soziale Frage war, entzündeten sich schliesslich die Ideen des Kommunismus.
 
''Das Kapital'' gehört, neben der Bibel, zu den verbreiteststen Schriften überhaupt. Von den drei Bänden, in welchen Karl Marx seine ökonomischen, politischen, historischen, soziologischen Studien auf den Punkt bringt, wurde nur der erste Band (1867) zu seinen Lebzeiten publiziert, die anderen beiden gab Friedrich Engels nach dem Tod von Marx (1883) heraus (zweiter Band: 1885, dritter Band: 1894).
Die Theorie des Kommunismus Karl Marx (1818-1883) verkündete im «Kommunistischen Manifest» von 1848 mit der Parole «Proletarier aller Länder, vereinigt euch!» einen Kampfruf, der ein erstes Echo in der Russischen Revolution von 1917 fand und schliesslich international verbreitet wurde.
Hatte sich die kommunistische Idee zunächst nur an der sozialen Frage des Arbeiterstandes entzündet, wuchs sie sehr bald zu einer politischen Ideologie, die im 20. Jahrhundert die Welt in zwei Lager spalten sollte.

 
Der Wille zur Freiheit stärkt den VolkswillenDie Revolution von 1848 hatte in Europa politische Kräfte freigelegt, auch wenn sie sich zunächst nicht frei entfalten konnten. Anfänglich waren es noch ungeordnete Versuche, Veränderungen zugunsten des Bürgertums zu erwirken. Die entstehenden Parteien wiesen noch keine geschlossene Einheit auf. Radikale Linke (Republikaner) standen extremen Rechten (Konservativen) gegenüber; und dennoch begann sich allmählich ein gemeinsamer Volkswille zu bilden, der schliesslich immer mehr zu staatlicher Einheit führte. So entstanden aus den Wirren des 19. Jahrhunderts zwei neue Grossmächte: Italien (1860) und das Deutsche Reich (1871).
 
Freiheitsbestrebungen auf dem Balkan scheitern Andere Teile Europas blieben hingegen Problemherde: Im Südosten Europas, dem Balkan, lebten Völker unterschiedlicher Herkunft und Sprache, doch ihre Freiheitsbestrebungen scheiterten zunächst an der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die diese Bestrebungen hemmte. Die Spannungen, die sich daraus ergaben, führten u. a. zum Ersten Weltkrieg.
 
Das Streben nationaler Grösse treibt die Rüstungsspirale an Das Nationalgefühl, das dieses bürgerliche Zeitalter kennzeichnete, wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ins Masslose gesteigert: Der Nationalismus mit seinem übertriebenen Sendungsbewusstsein und dem grenzenlosen Streben nach Macht liess die Politik der europäischen Grossmächte in einen Wettlauf um die Kolonien ausarten: Um die Jahrhundertwende erhöhen die Grossmächte die Ausgaben für ihre Aufrüstung enorm. Immer wieder auftretende Krisen zwischen den Grossmächten deuten auf drohende kriegerische Auseinandersetzungen hin.

Weitere Infos...
Biografie Karl Marx
Nation und Nationalismus in der Deutschen (pdf der Deutschen Bundeszentrale für politische Bildung)